Seit seiner Gründung 2016 repräsentiert das Babylon Orchester den frischen Sound des multikulturellen Berlins. Während der Auftritte der Gruppe entfaltet sich ein Dialog zwischen den Kulturen des Mittleren Ostens und der europäischen Musik, der direkt der lebendigen urbanen Musikszene Berlins entspringt. Das Ziel dieser ungewöhnlichen Big Band liegt in der Idee, die Grenzen zwischen dem “Exotischen” und dem “Gewohnten” zu verwischen, um daraus einen neuen, eigenen Stil zu entwickeln. Diese Idee geht auch über die Musik hinaus und veranschaulicht, wie die Kollaboration zwischen unterschiedlichen Kulturen in Respekt und Harmonie zu einem fruchtbaren, kreativen Austausch führen kann.
Die Stücke des Repertoires sind über die letzten Jahre für das Orchester entstanden und wurden von Gästen aus aller Welt und Musikern der Band geschrieben, woraus eine besondere Auswahl auf dem Debüt Album des Ensembles zu hören ist. Neben der bewegenden, kraftvollen Stimme von Hani Mojtahedy aus Kurdistan und dem raffinierten Gesang Rebal Alkhodaris aus Syrien erklingt das gefühlvolle Oudspiel von Mohannad Nasser und die Qanoon des irakischen Multiinstrumentalisten Osama Abdulrasol. Besondere Geigenklänge von Maias Alyamani und Layale Chaker lassen ganz unbekannte musikalische Welten erstehen aus dem fernen Syrien oder dem Libanon. Über 20 Musiker aus mehr als zehn Ländern wirkten bei den Aufnahmen dieses Albums mit, das ein breites Spektrum an Einflüßen aus der traditionellen Musik des Nahen Ostens, dem Balkan, der klassischen Musik und des Jazz eloquent zusammenbringt. Aus diesen gegensätzlichen Elementen formt sich eine eigene Mischung, die von dem Wechselspiel zwischen Improvisationen und prägnanten musikalischen Gestalten lebt. Babylon ORCHESTRA steht für die Entdeckung neuer Welten zwischen den Welten.
Die von tiefer Melancholie und Sehnsucht geprägten Texte erzählen mit Entschlossenheit von Freiheit und starken Gefühlen der weiblichen Selbstbestimmung. Expressive Gesangslinien aus der iranischen Tradition mischen sich mit den elektronischen orchestralen Klängen des Ensembles, der von Streichern und scharfen Bläserakkorden geprägt ist, die von Gitarren und Synthesizerklängen eingerahmt werden. “Das wahnsinnige Ich schreit und kämpft in mir, auf der Suche nach einer Öffnung, um nach draußen zu fliehen. Unsere Wurzeln sind in der Finsternis, unsere Herzen Früchte des Lichts, wir sättigten uns gegenseitig mit dem Frühling ferner Gärten.”
Das Orchestra Babylon aus Berlin, gegründet 2016, steht in besonderer Weise für den Slogan: »Wir schaffen das!«: Zweiundzwanzig Musiker*innen aus Syrien, Iran, Irak, Israel, Russland, Italien, Frankreich, Kurdistan und Deutschland nebst sechs Gästen haben mit ihrem Album eine Antwort auf Migrationsbewegungen der Gegenwart gefunden. Mit unterschiedlichsten musikalischen Wurzeln kreieren sie Klangwelten, die Tradition, Klassik und Moderne auf natürliche Weise vereinen. Es ist ein zeitgemäßer, urbaner und dynamischer Crossover von Orient und Okzident mit atemraubenden Wechseln von Solo-Einlagen und bombastischem Orchestersound.
Rainer Skibb
04/2020, Preis der deutschen Schallplattenkritik
Babylon Orchestra heißt das Wunderwerk der Weltmusik. … Es wird ein Abend irgendwo zwischen Gustav Mahler, den „blutgetränkten Steinen von Damaskus“, Liebesliedern aus dem Kurdischen und der kindlich arabischen Freude über einen Regenfall. Mit Teestube und persischen Teppichen in einer Art Wohnzimmeratmosphäre, in der das Publikum entspannt Platz findet
Helmut Kuhn
22.11.2018, Berliner Kurier, Das große Experiment
Einerseits erleben die Zuhörer eine einmalige Fortentwicklung arabisch inspirierter Musik, die mit jazzigen Elementen verschmilzt und von Klang- und Stimmimprovisationen übermalt wird. Andererseits erfüllt die Veranstaltung noch eine andere Mission: Nur Musik, Literatur und Lyrik, die Kunst im Allgemeinen, können die tiefgreifende Erfahrung der Emigration vermitteln, weil sie Emotionen transportieren. Das Babylon Orchestra nimmt sich dieser wichtigen Aufgabe der Völkerverständigung an.
Susanne Donner
12.06.2018, Tagesspiegel
Die enormen Stärken des Babylon Orchestra zeigten sich in der lebendigen Verknüpfung von komponierten, rhythmisch prägnanten Tutti-Grundgerüsten voller melodischer Orientalismen und ausgedehnten, vom Jazz inspirierten Improvisationspassagen. In den präsentierten Stücken von Maias Alymani, Damir Bačikin und Mischa Tangian kamen auf diese Weise nicht nur gängige Bigband-Instrumente wie Trompete oder Posaune zur Geltung, sondern rückten auch vorderasiatische Klangerzeuger wie die Laute Oud, die Flöte Ney oder das Streichinstrument Kamanche in den Vordergrund.
Stefan Drees
06.10.2019, NMZ